Servus 🙂
In diesem Artikel möchte ich die verschiedenen Teilnehmer an den Devisenmärkten genauer betrachten. Devisenmärkte auf der ganzen Welt umfassen eine Vielzahl von Teilnehmern.
Einzelpersonen und Firmen, Banken, Fonds und Versicherungen, Spekulanten und Arbitrageure, Forex Broker und natürlich die Zentralbanken der jeweiligen Staaten.
Jeder dieser Teilnehmerkategorien hat ganz eigene Gründe, Vorgaben und Motivationen um an den Forex Märkten teilzunehmen.
Sehen wir uns diese einmal genauer an.
Einzelpersonen und Firmen
Dieses Segment umfasst:
Touristen, internationale Geschäftsreisende, Firmenniederlassungen,
Importeure, Exporteure und Investoren.
Deren Motivationen sind vielfältig. Touristen und auch Geschäftsreisende tauschen ihre Heimatwährung in die Landeswährung um sich dort die Dinge des täglichen Lebens kaufen zu können, die Hotelrechnung zu bezahlen und sich auch etwas Luxus zu gönnen.
Importeure, Exporteure, Firmen und Investoren müssen ihren geschäftlichen Verpflichtungen nachkommen. Also zum Beispiel die Angestellten in der jeweiligen Landeswährung zu bezahlen und natürlich den Investitionsbedarf zu decken.
Größere Firmen nutzen die Forex-Märkte aber zum Beispiel auch um sich vor starken Währungsschwankungen zu schützen und somit ihre Investitionskraft in dem jeweiligen Land zu erhalten.
Banken, Fonds und Versicherungen
Diese sind auf dem Devisenmarkt tätig um die Anforderungen ihrer Kunden zu erfüllen aber auch um sich gegen Währungsrisiken abzusichern.
Und bei dieser Erfüllung der Anforderungen von Einzelpersonen und Firmen, können Banken, Fonds und Versicherungen natürlich auch selbst durch ihren Handel an den Devisenmärkten zusätzlichen Gewinn machen.
Zum Beispiel könnte eine japanische Bank 100.000 USDollar im Austausch gegen Japanische Yen kaufen. Sagen wir mal sie kaufen für eine japanische Export Firma am Devisenmarkt diese 100.000 USDollar zu einem Kurs von 103 (USDJPY). Wenn nun, einige Tage oder Wochen später, diese Export Firma ihr Geschäft abgeschlossen hat und die USDollar wieder in Yen zurücktauschen möchte, wird die entsprechende Bank im Idealfall ganz direkt an der Währungstransaktion verdient haben. Und zwar nicht nur durch die Gebühren sondern dem Währungstransfer selbst. Wenn USDJPY bei diesem erneuten Tausch bei 105 steht, so hätte die japanische Bank 200.000 YEN (100.000 x (105-103)) nur an der Transaktion verdient. Die Gebühren welche der Firma berechnet werden kommen natürlich dazu.
Banken sichern zudem gerne ihre Nettopositionen in Fremdwährung entsprechend ab. Wenn die Bank aus dem obigen Beispiel diese 100.000USDollar für die japanische Exportfirma bereitstellt, hat sie diese entweder über die Japanische Zentralbank oder direkt am Interbankenmarkt gegen Yen getauscht und hält also eine entsprechende Position im Währungspaar USDJPY. Und um das Währungsrisiko zu mildern kann sich die Bank natürlich nochmals mittels einer eigenen Positionierung im USDJPY absichern.
Und diese Bereitstellung von Fremdwährungen an die heimische Wirtschaft, also inländische Firmen, und im Gegenzug dazu die Bereitstellung der eigenen Währung (im Tausch gegen Fremdwährungen) an ausländische Firmen und Investoren geschieht täglich viele Male und oft auch mit weit größeren Summen als den 100.000 im obigen Beispiel.
An dieser Stelle können wir nun langsam erahnen warum im Forex Markt täglich 5300 Milliarden USDollar bewegt werden (siehe Part I der Artikel-Serie).
So, nun zur nächsten Teilnehmergruppe.
Spekulanten und Arbitrageure
Spekulanten streben Gewinne an, indem sie versuchen die zukünftige Preisentwicklung in einem oder mehreren Währungspaaren vorherzusagen.
Arbitrageure hingegen versuchen „relativ risikolose“ Gewinne zu erzielen indem sie die Preisunterschiede von einem Marktplatz zum anderen in einem Währungspaar ausnutzen. Wie in Part I der Serie beschrieben, gibt es nicht den „einen“ Forex Markt sondern viele verschiedene. Daher gibt es auch unterschiedliche Preise für ein Währungspaar. Natürlich versuchen die Banken an einen gemeinsamen Interbankenmarkt die Preise ziemlich nah beisammen zu halten und es gibt seitens der Zentralbanken auch täglich einen Referenzkurs. Dennoch bestehen Unterschiede die Arbitrageure versuchen zu nutzen um auf eine Preisangleichung zu spekulieren.
Vorher noch kurz ein Beispiel zum Vorgehen der Spekulanten: Wenn ein privater Fond basierend auf all seinen Informationen zur Ansicht gelangt, dass der Japanische Yen gegenüber dem USDollar abwerten wird, würde er beispielsweise 10 Millionen US-Dollar kaufen und im Gegenzug den Japanischen Yen verkaufen. Der Fond ist also im Währungspaar USDJPY „long“ positioniert.
Wenn seine Vorhersage wahr wird und der USDJPY steigt von z.B. 105 Punkte auf 108 so würde er die USDOllar wieder verkaufen, Yen kaufen und hätte einen schönen Gewinn von 30 Millionen Yen (10.000.000 x (108-105))
Natürlich könnte sich der Wechselkurs in genau die entgegengesetzte Richtung bewegen und der Spekulant hätte 30 Millionen Yen verlieren können. Langfristig betrachtet ist die Wahrscheinlichkeit hierzu 50:50. Daher „Gewinnt“ auf lange Sicht immer der beste „Verlierer“.
Was ich mit dieser seltsamen Aussage meine, erkläre ich in einem anderen Artikel. Und glaube mir, dieser Artikel wird sich lohnen. Besonders wenn du selbst als kleiner Spekulant/Trader an den Forex-Märkten aktiv bist 🙂
Naja, wir Spekulanten sind auf jeden Fall nützlich um eine bessere Preisfindung an den Devisenmärkten zu erzeugen. Durch unsere Anwesenheit wird der Markt liquider.
Nun weiter mit einem Beispiel um das Vorgehen der Arbitrageure zu erklären.
Vorab: Um es besser zu veranschaulichen gehen wir davon aus, dass es sich um die Preisstellung eines „Währungspaar Futures“ geht. Diese, fällt mir gerade auf, habe ich bisher noch nicht beschrieben. Es gibt an einigen „regulierten Börsenplätzen“ sogenannte Futures auf einige Währungspaare. Beispielsweise an der CME, EUREX oder ICE. Die ICE ist unter anderem bekannt für den Future „Eurodollar“ – einer der liquidesten Futures der Welt. Aber bitte nicht mit dem EURUSD Future verwechseln welcher ebenfalls an der ICE gehandelt wird.
Börse Tokio (Tōkyō): Der Kurs für das Währungspaar USDJPY steht bei 110
Börse NY (New York): Der Kurs für das Währungspaar USDJPY steht bei 109
Ein Arbitrageur würde nun an der Börse NY den USDollar bei 109 kaufen und gleichzeitig für den selben Wert USDollar an der Börse Tokio verkaufen. Dadurch kann er 1 Yen pro Dollar an Gewinn verbuchen. In der Realität sind die Preisdifferenzen natürlich wesentlich geringer und es ist wirklich nur ein erdachtes Beispiel. Zudem halten diese Preisunterschiede nie lange an.
Und da diese Unterschiede oft nur für Millisekunden bestehen, ist der Arbitrage-Handel lediglich ein Geschäftsmodell für die Big Player welche über ausreichend Ressourcen verfügen.
Sie benötigen die Technik (Geschwindigkeit) und müssen ausreichend kapitalisiert sein damit sich die kleinen Unterschiede, nach Abzug der Kosten, auf dem Konto überhaupt bemerkbar machen.
Aber genau wie wir Spekulanten sorgen auch Arbitrageure durch ihre Anwesenheit und Teilnahme am Handel für bessere Preisfindungen und daher ein stabileres Marktumfeld.
Forex Broker
Dann haben wir noch die Forex Broker. Auch oft nur Broker genannt. Broker gibt es ebenfalls weltweit und sogar ziemlich viele mit jeweils leicht unterschiedlichen Geschäftsmodellen. Sie sind sowohl im Retail-Segment (Privatkunden) als auch im Business-Umfeld aktiv. Je nach Geschäftsmodell treten sie als reine Vermittler auf oder aber nehmen selbst aktiv eine Gegenposition ein.
Um mehr hierüber zu erfahren empfehle ich Dir meine Artikel-Serie „Broker Business Modelle“: https://www.risikosympathie.com/broker-business-modelle/
Zentralbanken
Und natürlich gibt es noch die Zentralbanken welche am Forex Markt kräftig mitmischen. Sie setzen auch täglich Referenzkurse für ihre Währungen im Vergleich zu anderen Währungen fest. Also EUR zu USDollar oder EUR zu JPY.
Anbei ein Link zu den Forex Referenzkursen der EZB:
https://www.ecb.europa.eu/stats/policy_and_exchange_rates/euro_reference_exchange_rates/html/index.en.html
Zentralbanken auf der ganzen Welt haben im Vergleich zu den anderen Teilnehmern eine einzigartige Rolle. Sie tätigen Transaktionen nicht um Gewinn zu erzielen sondern um im Rahmen ihres Mandats die Preisstabilität der heimischen Währung zu garantieren.
Wow, das war mal wieder ne Menge Holz und wenn Du bis hierhin mit dem Lesen durchgehalten hast sage ich: Vielen Dank!
In nächsten Artikel (Part IV) werfen wir einen Blick auf die bekanntesten Theorien warum Wechselkurse schwanken.
Und so langsam nähern wir uns auch dem Herzstück dieser Serie, den Forex Risiken. In Part VI der Serie plane ich das Thema Risiken aufzugreifen.
Vielen Dank fürs lesen 🙂
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