In diesem Artikel stelle ich Dir die häufigsten Business-Modelle eines Forex und CFD Brokers vor.
Der Handel am Forex Markt (FX-Markt) unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht vom Aktien- oder Futures-Handel. Der Handel mit Aktien, Aktienderivaten und z.B. Index-Futures ist stark reguliert und wird direkt über lizenzierte Börsenplätze abgewickelt.
Der Handel mit CFD Produkten und Währungen (Forex) hingegen erfolgt über den sogenannten OTC-Markt (OTC = Over The Counter). Dieser ist zwar nicht gänzlich „unreguliert“ , bietet aber gerade für Market Maker und Broker einige Freiheiten, wie mit den Handelsaktivitäten der eigenen Kunden umgegangen werden kann.
Der Begriff „Broker“ ist Dir bestimmt bekannt und diesen möchte an dieser Stelle daher in nur einem Satz erklären:
Ein Broker (im Deutschen auch Börsen-Makler, Vermittler oder Zwischenhändler genannt), ist als Finanzdienstleister für die Durchführung von Wertpapierordern von Anlegern zuständig, das Brokerage.
Dies sind die drei in der Praxis am häufigsten vorkommende Business-Modelle eines Brokers:
- Das A-Book Modell
- Das B-Book Modell
- Das Hybrid Modell
Wie unterscheiden sich die Modelle im Detail? Sehen wir uns hierzu die drei Modelle im Detail an.
Das A-Book-Modell
Broker mit diesem Modell bezeichnet man meist als ECN/STP Broker. ECN = Electronic Communication Network. STP als Abkürzung für Straight-Through-Processing.
Diese Broker werden auch oft “No Dealing Desk”-Broker genannt.
Der Broker handelt als reiner Vermittler und sendet alle Orders seiner Kunden direkt an einen Liquiditätsprovider bzw. einen Aggregator.
Für den Broker ergeben sich für diese Methode mehrere Vorteile. Der erste ist, dass der Gewinn oder Verlust des Brokers nicht mit dem Gewinn oder Verlust des Kunden verknüpft ist.
Da sie lediglich die Orders weiterleiten, werden ihre Einnahmen von den Spreads und Kommissionen abgeleitet, die durch das Handelsvolumen generiert werden.
Kurz gesagt, der STP Broker profitiert von der Anzahl der Trades und nicht von Gewinn oder Verlust aus den Trades. Dies führt zum zweiten Vorteil: Ihre Rolle als „Vermittler“ stellt sicher, dass ihr Risiko nicht so hoch ist, da sie nicht direkt als Gegenpartei auftreten, wodurch der Bedarf an der zu vorhaltenden Liquidität und das Marktrisiko minimiert werden.
Wenn Du dich nun fragst, was ein Aggregator ist:
Im nächsten Artikel gehe ich detailliert darauf ein, was ein Aggregator ist und weshalb Broker mit dem A-Book Modell (ECN/STP Broker), welche nicht direkt an Tier-1 Liquiditätsprovider angebunden sind, auch Prime-of-Prime Broker genannt werden.
Doch zunächst weiter mit dem B-Book Modell.
Das B-Book-Modell
B-Book-Broker hingegen behalten die Order ihrer Kunden im eigenen Matchmaking System und nehmen entweder direkt die Gegenposition ein oder stellen eine andere Kunden-Order gegenüber (wenn es ein Match gibt).
Die Gewinne sind nahezu identisch mit den Verlusten der Kunden (+ dem Spread, welcher auch hier berechnet wird).
Aufgrund der Tatsache, dass die große Mehrheit der Forex- und CFD Trader langfristig Geld verlieren, kann dieses Modell sehr profitabel sein.
Dennoch bestehen Nachteile für den Broker, welche nicht zu verachten sind.
Da es einen offensichtlichen Interessenkonflikt gibt, fürchten viele Kunden das Broker mit dem B-Book-Modell unfaire Praktiken anwenden, um ihre eigenen Profitabilität sicherzustellen.
Da zudem bei den Orders ohne passendes Match (Order von Kunde A lässt sich direkt mit Order von Kunde B verrechnen = ein Match) das Risiko vom Broker selbst getragen werden. Jeder Gewinn der Kunden/Trader ist ein Verlust des Brokers. Dies erfordert ein umfassendes Risikomanagement des Brokers und ist administrativ aufwendig.
Und genau diese Gründe führen uns zum nächsten Modell, welches sehr häufig verwendet wird.
Das Hybrid Modell
Die Popularität des Hybridmodells ist gerechtfertigt, da es dem Broker ermöglicht die beiden oben genannten Modelle parallel zu nutzen.
Die gesamte Taktik beruht auf der Identifizierung von profitablen Kunden/Tradern, um deren Orders über oben angesprochene Aggregatoren oder per Direktanbindung an Liquiditätsprovider zu routen. Der verbleibende Teil der Orders von potenziell unrentabel handelnden Kunden nimmt der Broker ins eigene Buch auf, um im erhöhten Maße vom Verlust des Kunden zu profitieren. Hierzu werden Händlerprofile erstellt und die Aktivitäten der Kunden umfassend analysiert.
Viele Broker arbeiten mit einem Hybridmodell, da es einen sinnvolleren Umgang mit dem eigenen Risiko (im Vergleich zum B-Book Modell), aber auch die Chance auf mehr Gewinne (im Vergleich zum A-Book Modell) ermöglicht.
Das Modell erlaubt es dem Broker daher insgesamt bessere Konditionen anzubieten. Sowohl die Spreads als auch die Kommissionen sind in der Regel günstiger als bei einem Broker, welcher das B-Book Modell im Einsatz hat und oftmals auch günstiger als reine ECN/STP Broker.
Die meisten Broker mit Hybrid-Modell legen den Schwerpunkt eher auf das Market Making-Modell (B-Book) und das STP-Geschäft spielt eine untergeordnete Rolle.
Die drei wichtigsten Modelle kennst Du nun im Detail.
Was kommt als Nächstes? Wie versprochen werden wir uns im nächsten Artikel um den Begriff Aggregator kümmern und ausführlich erklären, was es damit auf sich hat.
Beste Grüße, Davy
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